Die IDT Jena-Weimar 2009

Riesengroß war meine Freude, als ich vom Goethe-Institut in Warschau die Nachricht bekam, dass sich das Organisationskomitee der Internationalen Deutschlehrertagung sehr einen Deutschwagen aus Polen zu Besuch wünscht. Das Motto von der diesjährigen XIV. ITD war nämlich "Deutsch bewegt", also es durfte das neuste Projekt zur Förderung der deutschen Sprache – Deutsch-Wagen-Tour – nicht fehlen. In dem Projekt geht es vor allem um viel Bewegung rund um die deutsche Sprache. Die fünf bunten Autos streiten seit April 2009 durch ganz Polen und besuchen Kindergärten, Grundschulen, Gymnasien, Ober- und Hochschulen, nehmen an verschiedenen Projekttagen, Wettbewerben und schulischen Feierlichkeiten teil und führen Sprachanimationen und Spiele mit den Schülern und Studenten durch. Es wird getanzt, gesungen, mit dem Animationstuch gespielt. Und Alles natürlich auf Deutsch! Es geht darum, Lust auf Deutsch zu machen und die Schüler anzuregen, Deutsch zu lernen. Den Schuldirektoren und den Eltern soll das Projekt zeigen, dass Deutsch wirklich eine bunte und interessante Sprache ist und dass das Erlernen der Sprache den Schülern und Kindern viel Nutzen bringt. Deutsch ist nämlich eine Sprache, mit der Menschen nicht nur in Europa, sondern weltweit Kontakt miteinander aufnehmen. Und das konnte man wirklich bei der ITD sehen und erleben!

Um ein bisschen Werbung für das Projekt zu machen (die polnischen Lehrer waren die zweitgrößte Gruppe bei der ITD), wurde der Deutschwagen aus Wroclaw zur ITD eingeladen. Das klassische Jena und Weimar! Wer würde sich nicht freuen?! Ich konnte mich wieder wie eine Studentin fühlen und Orte besuchen, die mit den zwei größten deutschen Dichtern verbunden waren: Goethe und Schiller. Beide feiern auch in diesem Jahr einen runden Geburtstag: am 28. August war der 260. Geburtstag von Goethe und am 10. November feiert Schiller seinen 250 Geburtstag. Besonders der erste Dichter war mir sehr nahe: ich habe doch seiner schlesischen Reise im Jahre 1790 meine Magisterarbeit gewidmet! Aber nicht nur ich fand den Ort der diesjährigen ITD besonders attraktiv. Es ist das erste Mal in der Geschichte der ITD passiert, dass sich so viele Teilnehmer gemeldet haben. Mit über 3500 Teilnehmer war die diesjährige ITD ein Rekord! Und eigentlich waren hier Repräsentanten aller Länder und Nationen. Es war wirklich wunderbar, an einem Ort so viele Menschen zu treffen, die die gleichen Interessen haben. Und zugleich alle, die sich in einer Sprache verständigen können!

Durch Beiträge, die die Teilnehmer in einzelnen Sektionen präsentiert haben, konnte man viel Neues erfahren und tolle Ideen für eigenen Unterricht sammeln. Und es war wirklich imposant zu sehen, was die Lehrer in der ganzen Welt ausdenken können, um die Schüler zum Deutschlernen zu motivieren. Ein Musical auf Deutsch, an dem über 200 Schüler teilnehmen, unmöglich? In Brasilien kein Problem! Dichten, rappen und Deutschlernen, wie geht das eigentlich? Das konnte man von den Italienern erfahren. Rockmusik im Deutschunterricht? Klar, z.B. in Usbekistan. Deutsch mit Rhythmus lernen? Natürlich! Das es viel leichter geht, konnte man an eigener Haut ausprobieren dank Andreas Fischer aus Deutschland, der interessante Präsentation vorbereitete. Und dass man sogar Puppentrickfilme im Unterricht einsetzen kann, hat unsere Kollegin aus Polen bewiesen. Es sind nur einige Beispiele von hunderten, die während der ITD angeboten wurden. Man konnte den Eindruck gewinnen – die Deutschlehrer sind die kreativsten Menschen der Welt! Zwischen den Beiträgen wurde ein sehr reiches Kulturprogramm angeboten – die Vorlesung über Schiller in seinem Gartenhaus in Jena, das Konzert von Doppel-U, Jungen, die mit den gerappten Gedichten von Goethe und Schiller ein neues Interesse für Literatur unter den Jugendlichen weckten, Bewegung am Nachmittag: Improvisationstheater und Tanzlernen, Bewegung am Morgen – Besichtigung vom Botanischen Garten in Jena (das erste Mal habe ich erlebt, dass man so schön und interessant über die Pflanzen erzählen kann!), das Recital von der genialen schweizerischen Dichterin Brigitte Schär, die eigene Gedichte rezitiert und vorsingt, die Besichtigung von Weimar, Jena und Umgebung, Jenaer Gespräche zu den aktuellen Themen um die deutsche Sprache herum und natürlich gemeinsame Veranstaltungen am Abend, an denen viel getanzt, gegessen und geplaudert wurde. Am vorletzten Tag der Tagung besuchte die Deutschlehrer auch ein besonderer Gast – der Bundesaußenminister Dr. Frank Walter Steinmeier. Er wurde zum PASCH-FEST eingeladen, also einer Feierlichkeit zum einjährigen Jubiläum der Initiative "Schulen: Partner der Zukunft". Auch der Deutschwagen war dabei. Es sind nämlich zwei große Projekte, die vom Auswärtigen Amt stark finanziell gefördert werden. Zuerst wohnte der Bundesaußenminister der offiziellen Teil am Markplatz Jena, später begab er sich zu den Konzerten der Bands "Klee" und "Silvester", wo er gern Autographe verteilte. Diese Gelegenheit nutzten auch viele Deutschlehrer aus ganzen Welt. Ein Foto mit dem vielleicht zukünftigen Kanzler – wer weiß?

Alles lässt sich nicht erzählen – jeder muss es selbst erleben. Und wenn jemand schon einmal bei der ITD ist, so will er unbedingt noch mal kommen. Und das wird die Autorin von diesem kurzen Bericht auch machen. Mit dem Deutschwagen nach Italien? Jasne, ¿e klar! – werde ich nach dem Motto des Projekts wiederholen.

Ma³gorzata Urlich-Kornacka. Deutschlehrerin, Sprachmoderatorin und Deutschwagenfahrerin